Neuer Polizeichef gewählt

Politik und Wirtschaft in Thailand
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nittaabi
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Beitrag von nittaabi »

Wichiens Rolle: Die Polizei von politischer Einflußnahme zu befreien

Die Arbeit der Polizei wird sich sicherlich nicht über Nacht verbessern, auch wenn es Premierminister Abhisit Vejjajiva gelungen ist, die Ernennung von General Wichien Potephosree zum nächsten Polizeichef des Landes durchzusetzen.

Entscheidend für die Ernennung Wichiens war nicht so sehr die Leistung der Polizei, sondern vielmehr das Bestreben, die Truppe von politischer Einflußnahme zu befreien.
Aufgrund politischer Grabenkämpfe mußte General Patheep Tanprasert als geschäftsführender Landes-Polizeichef agieren, ohne in seinem Amt vom König bestätigt worden zu sein. Er wird nächsten Monat in den Ruhestand gehen.

Abhisit hat ein Jahr benötigt, um die Politisieruing des Polizeiapparates in den Griff zu bekommen.

Als Absolvent der Polizeiakademie befand sich der ehemalige Premierminister Thaksin Shinawatra mit der Polizei auf gleicher Wellenlänge. Sehr viele Polizeibeamte gehörten zu seinen Gefolgsleuten. Nachdem seinem Sturz 2006 geriet die Polizei in einen Strudel politischer Polarisation.

Fälle, die mit den Rothemden, den Gelbhemden oder anderen Farben des politischen Spektrums zu tun hatten, wurden häufig dazu ausgeschlachtet, die Karrieren der beteiligten Polizeibeamten voran zu treiben – ohne Rücksicht auf die Rechts- und Beweislage.

In den vergangenen zwei Jahren wurde zahlreichen ranghohen Offizieren eine Beförderung zugeschanzt aufgrund von Vetternwirtschaft und weniger wegen ihrer Leistungen im Amt.

Damit die Königlich-Thailändische Polizei ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Öffentlichkeit in sie als zuverlässiges Organ der Rechtspflege zurück gewinnt, ist es absolut unumgänglich, daß die Truppe eine Leistungsgesellschaft wird, die furchtlos und unparteiisch agiert. Die Beamten dürfen nicht mehr länger an den Rockzipfeln der Politiker hängen.

Im Rahmen der bestehenden Machtstrukturen üben die Demokratische und die Bhum Jai Thai Partei die Aufseherrolle aus und nehmen damit Einfluß auf Ernennungen bei der Polizei.

Den beiden Koalitionspartnern erwächst daraus die Pflicht, die Truppe auf einen professionelleren Kurs zurück zu bringen. Andernfalls wären sie keinen Deut besser als ihr Rivale, der Ex-Premier Thaksin, dem in großem Umfang vorgeworfen wurde, die Polizeiarbeit zu politisieren.

Im kommenden Monat werden hohe Offiziere, die als Thaksin-nah und Roten-freundlich gelten, in Rente gehen. Der Öffentlichkeit wird aber nicht damit gedient sein, wenn deren Posten dann mit Beamten besetzt werden, die für die Demokraten oder die Bhum Jai Thai sind.

Drei Leute aus der Führungsspitze, die als Männer Thaksins gelten – General Chumpol Manmai, General Wonggot Maneerin und General Jongrak Juthanont – werden aus der Position eines stellvertretenden Landes-Polizeichefs ausscheiden.

General Wichien und die Polizeidienst-Kommission haben damit eine seltene Gelegenheit, in der Führungsspitze mit der Vetternwirtschaft aufzuräumen.

Auch wenn Wichien für seine berufliche Integrität und Ehrlichkeit bekannt ist, so steht ihm in seiner Führungsrolle doch ein harter Kampf bevor. Zu seinen Prioritäten zählen die Beendigung der Politisierung der Truppe und das Ausmerzen der Korruption. Aber eine Säuberung der Polizei ist leichter gesagt wie getan.

Der Weg Wichiens an die Spitze der Polizei gleicht in seinen Umständen dem des ehemaligen Generals Pow Sarasin, der 1987 dieses Amt antrat. Sowohl Pow als auch Wichien wurden zu einem kritischen Zeitpunkt dafür ausgewählt, die Truppe wieder in Schuß zu bringen.

Pow war Kriminaltechniker, bevor er die Leitung der Drogenbekämpfungsbehörde übernahm. Unter der Regierung von Prem Tinsulanonda kehrte er zur Polizei zurück und wurde dort auf die Führungsposition vorbereitet.

Auch wenn unter seiner Führung die Polizei verhältnismäßig sauber war, so mußte er sich bei der Verbrechensbekämpfung doch auf eine Reihe von Beamten verlassen, da er mehrere Jahre lang anderweitig tätig gewesen war. Unter diesen Beamten herrschte weiterhin Korruption, allerdings in geringerem Umfang als zuvor.

Wichien diente während eines großen Teils seiner Karriere bei der königlichen Garde, bevor er 2002 General wurde. Nach dem Putsch 2006 kehrte er in den Polizeidienst zurück. Obwohl er in Sicherheitskreisen hoch geachtet ist, verfügt er in den Reihen der Polizei aber über keine Hausmacht.

Betrachtet man die Verbrechensbekämpfung als Schlüsselgröße für eine Leistungsbewertung, so wird man letztlich sehen müssen, ob Wichien den gleichen Weg nehmen wird wie zuvor Pow.

Quelle: http://www.nationmultimedia.com/home/20 ... 35529.html


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