Der Coup von 1951

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Aslan
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#1 Der Coup von 1951

Beitrag von Aslan »

Ich finde die Geschichte der Chakri-Könige sehr interessant, jedoch sind die meisten Bücher darüber Hagiographien. In den letzten Tagen habe ich mich ein ganz klein wenig mit dem Coup von 1951 und seinen Folgen befasst, habe verschiedene Bücher (aber nicht wikipedia!) gelesen und mir ein paar zusammenfassende Notizen gemacht. Vielleicht interessiert sich das eine oder andere Forumsmitglied dafür. Ich muss aber betonen, dass ich kein Historiker bin. Daher möchte ich auch nur die Fakten (wenigstens bin ich überzeugt, dass es Fakten sind) beschreiben und mich einer Wertung enthalten.

1951 –der König war gerade mit einem Schiff unterwegs von Europa nach Thailand,- verlangten einige Generale, dass Prinz Dhani –der damalige Regent- das Parlament auflöse, das Kabinett entlasse, die Verfassung außer Kraft setze und sie selbst als neue Regierung anerkenne. Als der meinte, man solle erst die Ankunft des Königs abwarten, führten die Generale ihre Pläne aus, schafften die Verfassung von 1949 ab und nahmen dem Thron die Macht. Man blockierte die Verbindung zum Schiff, auf dem der König anreiste, so dass er keine Nachricht von dem Coup erfahre und nicht nach Europa zurückkehre, bevor er in Thailand angekommen sei. Phibun erklärte sich zum Regenten und Dhani war als solcher abgesetzt.

Als der König (am 2.12.1951) mit Frau und Tochter ankam, führte die Junta eine große Schau auf, Phibun empfing in der Öffentlichkeit den König . Aber politische Parteien wurden verboten, viele Royalisten wurden eingesperrt.

Am 4.12. wurde Phibun Premierminister, königliche Zustimmung wurde nicht eingeholt. Man argumentierte, das brauche man nicht, weil der König zur Zeit des Coups nicht im Lande gewesen sei, vielmehr sei zur zeit des Coup Phibun Regent gewesen.

Damals war die Zeit des kalten Krieges. Die USA und England, die befürchteten, Thailand könne (nach der Dominotheorie) kommunistisch werden, bestanden darauf, dass die Monarchie erhalten bleibe. Und auch wenn Phibun das vielleicht anders vorhatte, die Junta war dadurch gezwungen, dem König das symbolische Schwert – als Zeichen der Herrschaft des Königs über das Militär- zu überreichen.

Am 6.12.1951 übergab die Junta die Verfassung von 1932 dem König zur Unterzeichnung. Es sollte eine vorläufige Verfassung sein, für später waren gewisse Änderungen vorgesehen. Der König wollte gewisse Änderungen, musste aber nachgeben und unterschreiben. Phibun und andere Generäle waren im Palast erschienen und hatten mit dem König gesprochen. Es wurde allgemein vermutet, dass man gedroht habe, den König abzusetzen, falls er nicht unterschreibe.

Der König versuchte, dem Volk deutlich zu machen, dass er mit dem Vorgehen der Junta nicht einverstanden war. U.a. So ließ der die Verfassungs-Feier, die jährlich im Palast stattfand, ausfallen. Stattdessen zelebrierte er verschiedene Riten, die betonten, das es Prajadhipok (Rama VII) war, der dem Land die Verfassung gebracht habe.

Im übrigen handelte der König, als wäre nichts geschehen. Doch die Royalisten im Palast waren verzweifelt. Prinz Dhani drohte, Bhumiphol werde in die Schweiz zurückkehren oder gar abdanken, aber die Junta kümmerte sich nicht darum.

Am 3.1.1952 begann man, durch bestimmte Zusätze die Verfassung zu ändern, jedoch für den Thron besserte sich nichts. Die Royalisten versuchten nun, in den Zeitungen die Junta zu diffamieren. So wurde in der nationalen und internationalen Presse behauptet, die Junta kontrolliere strikt die Bewegungen der Mitglieder der königlichen Familie. Die Generale versuchten, den König zu „kaufen“, indem sie 5Mio Baht für einen neuen Palast (in Tha Vasukri) für Bhumiphol und Sirikit zur Verfügung stellen wollten. Aber der König erklärte, ein solcher Palast sei völlig unnötig und purer Luxus. Außerdem wohnten viele Arme auf dem vorgesehenen Grundstück, die müssten das Land verlassen…

Am 17.1.1952 schlug der König vor, eine völlig neue Verfassung zu schreiben. Das wurde zurückgewiesen, am 24.1.1952 passierte die neue Verfassung die Nationalversammlung und wurde 1 Monat später unverändert akzeptiert. Galten früher Volk, Religion und Monarchie als die drei Säulen Thailands, fügte man jetzt eine vierte Säule hinzu: die Verfassung (das hatte Phibun schon 1930 einmal getan). Der König hatte zwar die Möglichkeit, bei Beschlüssen ein Veto einzulegen, konnte jedoch durch einfache Mehrheit der Kammer überstimmt werden.

Wieder drohten die Royalisten, der König werde abdanken und in die Schweiz zurückkehren, aber die Junta erklärte, in dem Fall würden sie Prinz Chumbhot zum König machen.

Jetzt sollte der König die neue Verfassung „genehmigen“. Aber zum vorgesehenen Termin machte sich der König auf den Weg nach Hua Hin…. Man verschob die Zeremonie, wurde aber beim König vorstellig und zwang ihn (mit welcher Drohung, ist nicht genauer bekannt; es gibt Vermutungen, aber die möchte ich hier nicht äußern), die Verfassung in einer Zeremonie zu unterzeichnen. Phibun zeichnete gegen.

Der König begab sich danach sofort wieder nach Huahin. Er weigerte sich, die wichtige, jährliche Zeremonie „Kleiderwechsel des Emerald Buddha“ vorzunehmen. Er weigerte sich, das Parlament zu eröffnen, das übernahm dann einfach Phibun selbst. Am 25.3.1952 musste Bhumiphol eingestehen, dass er verloren habe, und erklärte sich mit Phibun als Premierminister offiziell einverstanden.

Im Volk waren König und Königin beliebt, taten sie doch viel Gutes. Das Volk hatte jahrelang ohne König gelebt, wusste größtenteils nicht mehr, was 1932 geschehen war, sahen jetzt das romantische Königspaar, und dann gebar Sirikit auch noch einen Kronprinzen. Es war der erste „himmliche Prinz“ (Dschao fa chai) seit Chulalongkorn! Kukrit Pramoj brachte 1954 eine Zeitschrift heraus (Siamrath), die sich an die gebildeten Thais wendete und die Generäle kritisierte. Solange der König sich nicht in die Politik einmischte, unternahm die Junta nichts. Sie konnte sich auch schlecht gegen die Popularität der Königsfamilie stellen, die außerdem noch unter dem ausdrücklichem Schutz der USA standen. Der CIA gab gefälschte, angeblich von den Kommunisten ausgegebene Traktate (in Thai) heraus, die zum Sturz der Monarchie aufriefen.

Nach dem Prinzip „teile und herrsche!“ stellte man sich mit gewissen Juntamitgliedern (Phao, Phin, Sarit) gut, kritisierte jedoch Phibun. Phao war es dann zu verdanken, dass der ungeklärte Tod von Ananda Mahidol (Rama VIII) vor Gericht ein Ende fand. Angeklagt und vom Obersten Gericht für schuldig befunden und zum Tode verurteilt wurden der königliche Sekretär Chaleo sowie zwei Diener, Chit und Butr. Der König begnadete sie nicht und sie wurden hingerichtet.

Phibun suchte auch nach Anerkennung im Volk. Er bereiste verschiedene Landesteile. Er versuchte eine Landreform und schlug vor, dass niemand mehr als 50 Rai Farmland und 10 Rai Industrieland haben dürfe. Die großen Landbesitzer (und der Thron) meinten, eine Landreform sei unnötig, weil es noch viel Land gebe…Zweimal weigerte sich der König zu unterzeichnen, aber beim 3.Mal unterschrieb er doch, da er durch einfache Mehrheit im Parlament überstimmt worden wäre, wodurch seine Schwäche deutlich geworden wäre.

Der König gewann laufend an Popularität. Er besuchte den Isaan, wo große Armut herrschte. Thailänder aus dem Zentrum des Landes betrachteten den Isaan als rebellisch und unzivilisiert. Die Straßen waren staubig, es wurde Kritik laut, dass man die Straßen nicht mit Wasser besprüht habe, aber der König meinte, das Wasser sollte besser zur Bewässerung trockener Felder benutzt werden… Es waren solche Kleinigkeiten, die in ihrer Vielzahl den König als einen fürsorglichen Vater erscheinen ließen. Im gleichen Maße nahm die Popularität Phibuns ab. Der sah den großen Erfolg des Königs und untersagte vorgesehene Reisen in den Süden und Norden. Er versuchte auch Punkte zu sammeln, indem er staatliches Geld für zahlreiche Tempelrenovierungen zur Verfügung stellte, um so als Wegbereiter des Buddhismus zu erscheinen.

Im Oktober 1956 wurde der König dann für 2 Wochen „Mönch“ (Novize) in einem Tempel (Wat Bovornives) Kurkrit Pramoj führte die Prozession an, die den König in den Tempel brachte. .

In den allgemeinen Wahlen im Februar 1956 erhielt Phibun noch viele Stimmen, aber Sarit meinte, es habe noch nie so viel Wahlfälschung gegeben wie diesmal. Aber die Popularität der Regierung sank. Phibun setzte Gerüchte in die Welt, dass der Palast die Regierung stürzen wolle. Umgekehrt kamen Gerüchte auf, Phao wolle den König unter Arrest stellen. Am 16.Sept. 1957 begab sich Phibun zum König und bat um Unterstützung für seine Regierung. Aber Bhumiphol weigerte sich, forderte ihn sogar auf, sein Amt niederzulegen. Das tat Phibun nicht, aber Sarit ergriff die Macht. Sarit erklärte, er habe als Verteidiger von Volk, Monarchie und Religion gehandelt. Am nächsten Tag erklärte der König: „Seine Majestät der König hat dankbar festgestellt, dass die Ziele der Revolutionspartei –Schutz des Volkes, Die Sicherung des nationalen Wohls… edel sind……Sie werden den vollen Segen seiner Majestät haben…“

Phibun und Phao verließen Thailand.


Gesegnet seien die, die nichts zu sagen haben und trotzdem schweigen (Karl Valentin)
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#2 Re: Der Coup von 1951

Beitrag von plaaloma »

Aslan hat geschrieben:Ich finde die Geschichte der Chakri-Könige sehr interessant, jedoch sind die meisten Bücher darüber Hagiographien. ...
@ Aslan
da kann ich nur zustimmen! :zustimm:
Habe eigentlich alle deine Beitraege mit grosser Aufmerksamkeit gelesen, aber dieser hier, ist mir irgendwie "durch die Lappen" gegangen. :oops:
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#3 Re: Der Coup von 1951

Beitrag von plaaloma »

An der Summe fuer den Bestechungsversuch (3 mio), sieht man, wie haltlos und wiederwaertig die Verdrehereien von Forbes und ST sind. :sauer: :down:
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