Weiter geht es mit der Sowjetunion und Russland:
1923 entstand die staatliche Aktiengesellschaft Dobrolyot welche die Zivilluftfahrt der Sowjetunion
organisieren sollte. Unter ihrer Aufsicht flogen die DeRuLuft sowie die Inlandsgesellschaften
Ukrwosduchput und Sak Avia. Die Dobrolyot bestellte für neue Linien 15 Junkers F13.
1932 wurden alle Fluggesellschaften unter dem Namen Aeroflot vereinigt.
Bis dahin flog man ausschliesslich mit deutschen und US Flugzeugen.
Erst in den 30er Jahren entstanden die Konstruktionsbüros Ilyushin, Tupolev und Antonov
welche in der Zukunft auch Verkehrsflugzeuge bauen sollten.
Unter dem Namen Lisunov 2 wurde viele Jahre die DC-3 in Lizenz gebaut.
Durch den 2.Weltkrieg wurde die Entwicklung verzögert aber nach dem Krieg stieg die
Aeroflot schnell zur grössten Fluggesellschaft der Welt auf.
Als ich von 1964 bis 1969 mit ihr flog war sie dies schon und hatte eine grosse Reputation.
Nirgendwo ausserhalb der USA gab es so ein dichtes Inlandsflugnetz wie in der UdSSR.
Mit der Tu-104 flog der erste Linienjet regelmässig noch vor der Caravelle.
Die britische Comet musste nach ihrem Frühstart und den Unfällen ja nocheinmal überarbeitet werden
und kam dadurch erst später auf Linie.
Ich flog noch hauptsächlich mit Propeller/Turboprop Flugzeugen: Li-2, IL-12/14, IL-18,AN-24/32 und meinem Liebling,
der riesigen Tu-114 An Jets gab es Anfangs nur die Tu-104 oder -124 , später auch die IL-62 und Tu-134
und bei meinem letzten Besuch auch die Tu-154.
Da ich bis 1964 nur wenige Flüge gemacht hatte und auch nur mit Propeller Flugzeugen (CV-440.DC-4,DC-6
L-Constellation und Vickers Viscount) hatte ich wenig Vergleichsmöglichkeiten !
Aber die Aeroflot hatte damals schon das Image der Kommunisten Airline und wurde im Westen
regelmässig heruntergemacht.
Im Nachhinein kann ich folgendes sagen: Die Flieger waren auch nicht schlechter als im Westen.
Viele Innenausstattungen waren Alt und Verschlissen. Vieles funktionierte nicht. Ost und West.
Das Negativste für mich war dass man bei Aeroflot als Pax wenig informiert wurde.
Es gab keine Durchsage aus dem Cockpit sondern die Purserette informierte im Befehlston.
Überhaupt war man an Bord sehr unfreundlich.
Es gab viele Wetter- oder Technikbedingte Verspätungen ohne Information.
Das Essen war auch schlecht und oft kalt weil es keine Heizmöglichkeit oder gar Mikrowelle gab.
Ein typisches SU Abendessen: Yoghurt,3 Scheiben Roggenbrot(gut),Käse,Schinken,Wurst ranzige Butter
und als Salat ein Radieschen oder Rote Beete oder Sauerkraut.
Aber! Der grusinische Wein und Krimsekt floss in Strömen und als Digestif gab es 100g(0,1l!) Wodka
und Zigaretten bis zum Lungenkarzinom!
Mein Lieblingsflugzeug war die Tu-114 das heute noch schnellste Propeller Verkehrsflugzeug der Welt.
Es fasste im Inlandsverkehr 180 Paxe , nach AER Sotschi sogar bis 210 auf den Langstrecken flog man
mit 120 Paxen und Betten.Man flog fast so schnell wie die heutigen Jets und relativ leise
wegen der kontrarotierenden Propeller. Die Tu-114 hatte keine vergleichbare westliche Konkurrenz.
Die Il-18 war ihrer westlichen Konkurrenz (Bristol Britannia und später Lockheed Electra) in den
Flugleistungen überlegen.
Die Sowjets haben gute Flugzeuge gebaut. Allerdings mit schlechter Verarbeitung und in der
Triebwerkstechnologie waren sie dem Westen immer unterlegen und sind es heute noch.
Die Aeroflot war die mit Abstand grösste Fluggesellschaft der Welt und flog in den 70er Jahren
mehr internationale Ziele an als die PanAm.
Die Inlandstickets waren sehr billig (Moskau - Sotschi keine 20DM zum offiziellen Wechselkurs
für mich also 5DM) Der Haken: Als Ausländer durfte man keine Inlandstickets kaufen.
Da halfen nur gute Beziehungen zu Sputnik , der Jugendreiseorganisation oder Intourist.1
Ab 1969 war ich nicht mehr in der Sowjetunion mit Ausnahme einiger Tankstopps auf dem Weg
nach Peking und Tokyo . 1992 war ich zum ersten und einzigen Mal im "modernen" Russland!
Es war am Beginn der Jelzin Zeit und sehr schlimm !
Wir brauchten einen Personenschutz wegen der Mafia , in Moskau standen die Leute
nach Brot an.
Im damals besten Kosmos Hotel schlugen sich westliche Manager beim Frühstück um ein Stück Käse
Und zum Abendessen im Hauptrestaurant gab es von 182 Positionen auf der Karte
nur Soljanka,Borschtsch, Stroganoff oder Szegediner Gulasch. Unter dem Tisch wurde
Beluga Kaviar, die Dose für 10US§ angeboten, nur Blini und saure Sahne gab es keine!
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Das älteste Flugzeug der Aeroflot mit dem ich in der Sowjetunion flog war eine Lisunov Li-2
ein Lizenzbau der DC-3 mit sowjetischen Triebwerken.Leider fand ich kein Foto in Aeroflot Bemalung
Deshalb hier in den Farben der ungarischen Malev-Sunflower Historic Flight
https://imgproc.airliners.net/photos/ai ... .jpg?v=v40
Die IL-14 war das weitverbreiteste Flugzeug in der UdSSR in den 50er und 60er Jahren.
Sie hatte bis zu 40 Sitze, war sehr laut aber auch sehr zuverlässig. Und ziemlich langsam!Aber komfortabel!
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Mein Lieblingsflugzeug war die Tu-114 , das heute noch schnellste Propeller Verkehrsflugzeug der Welt!
Leider kam sie im Inland nur auf einigen Hauptstrecken zum Einsatz.Hier 1967 in Tokyo Haneda im Einsatz
für die Japan Air Lines.Man sieht hier schön die kontrarotierenden Propeller. Ein Grund für ihre Schnelligkeit.870km/h
Schneller als die meisten heutigen Linienjets!
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Hier an der Einfahrt zum Flughafen Domodedovo DME bei Moskau
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Selbst die Kabine der Inlandsversion für 180 Passagiere war schon sehr komfortabel! Und wegen der
kontrarotierenden Propeller relativ leise! Es war damals auch das grösste Passagierflugzeug der Welt.